Arbeitest du am Wochenende?

10. Feb 2025, Persönliches Einblicke

Die ehrliche Antwort: Ja. Die gesunde Antwort: Nein.

Arbeitest du am Wochenende?
Arbeitest du am Wochenende?

Warum ich mir eigentlich geschworen habe, nicht am Wochenende zu arbeiten

Vor über zehn Jahren, als ich meine Selbstständigkeit begann, habe ich mir fest vorgenommen: Am Wochenende wird nicht gearbeitet. Nicht, weil ich keine Lust darauf hätte, sondern weil ich nicht in eine Erwartungshaltung rutschen wollte – weder von Kunden noch von mir selbst. Ich wollte selbst bestimmen, wann ich arbeite, und mir bewusst Zeit für Erholung und eigene Projekte nehmen.

Ein Satz, der mir damals schon begegnete, stammt aus dem Buch „How to be a Graphic Designer Without Losing Your Soul“. Ich erinnere mich sinngemäß daran, dass es dort hieß:

„Es gibt nur zwei Berufsgruppen, die uneingeschränkt sofort verfügbar sein müssen, um Leben zu retten – Feuerwehrleute und Ärzte. Designer gehören nicht dazu.“

Dieser Gedanke hilft mir noch heute in stressigen Phasen mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Auch wenn etwas eilt: es hängen keine Menschenleben von meiner Arbeit ab!

Und doch arbeite ich manchmal am Wochenende. Warum?

Ganz einfach: Weil es nicht immer anders geht – und weil ich es manchmal sogar will.

Deadlines drängen, Projekte überschneiden sich, Kunden warten auf Antworten. Und dann gibt es noch den Faktor Kreativität: Mein Kopf schaltet nie wirklich ab. Ich entdecke auch in meiner Freizeit Dinge, die mich inspirieren und meine Arbeit beeinflussen. Als Kreative*r hört die Arbeit nicht an der Bürotür auf.

Und manchmal passiert es einfach so: Ich bekomme am Samstag eine Nachricht.

Ein Sprecher sagt spontan für eine von mir mitorganisierte Veranstaltung zu, mein Kollege stellt uns per Mail vor. Eigentlich bin ich nicht nur im Wochenende, sondern sogar im Urlaub. Und doch antworte ich kurz – weil es jetzt eine Minute dauert, mir aber später potenziellen Stress erspart.

Das ist mal okay. Aber ich möchte nicht, dass sich diese Wochenendarbeit einschleicht, nur weil sie „gerade praktisch“ ist. Deshalb arbeite ich daran, solche Situationen durch Absprachen und Planung zu vermeiden.

„Selbst und ständig“? Ein Mythos mit Wahrheitsgehalt

Es gibt diesen Spruch: Selbstständig heißt „selbst und ständig“. Früher habe ich das oft gehört und mich gefragt, ob das wirklich stimmt. Mittlerweile sehe ich: Da steckt viel Wahres drin. Selbst, wenn ich am Wochenende nicht aktiv arbeite, höre ich nicht auf, meine Umgebung mit den Augen einer Designerin zu sehen. Kreativität kennt keine festen Arbeitszeiten. Aber bedeutet das, dass ich deswegen immer verfügbar sein muss? Nein – und genau darum geht es.

Wie ungesunde Muster entstehen – und wie man sie vermeidet

Als ich vor vielen Jahren mit einer Kollegin zusammen selbstständig war, sind wir in eine Dynamik geraten, die uns beide völlig ausgelaugt hat. Wir hatten beide das Gefühl, dass die andere mehr arbeitet – und haben deshalb ständig nachgelegt. Rückblickend stelle ich fest: Wir hatten einfach nur unterschiedliche Arbeitsrhythmen. Sie war Nachteule, ich eher Frühaufsteherin.

Das Problem?

  • Wir hatten ständig ein schlechtes Gewissen, weil wir dachten, wir seien die Einzige, die gerade nicht arbeitet.
  • Wir waren in einem permanenten Hochleistungsmodus, der kurzfristig vielleicht funktioniert, aber langfristig ausbrennt.

Das war eine wertvolle Lehre: Arbeit darf nicht nur aus Leistungsdruck bestehen.

Der richtige Umgang mit Kunden und Deadlines

Kunden erwarten oft schnelle Reaktionen. Aber ich habe gelernt: Klare Absprachen sind Gold wert. Und gegenseitige Wertschätzung ist das was zählt, dazu gehört es auch Privatsphäre zu achten.

  • Realistische Zeitrahmen setzen. Ich arbeite nicht nach dem Prinzip „sofort und gestern“.
  • Notfälle gibt es, aber sie sind die Ausnahme, nicht die Regel.
  • Wenn ich ausnahmsweise am Wochenende arbeite, wird das auch entsprechend vergütet.

„Mit langjährigen Kunden kann man mal eine Ausnahme machen, aber es sollte eine bewusste Entscheidung bleiben und nicht zur Erwartungshaltung werden. Hinzu kommt, dass ich mich hier auf die Gegenseite verlassen kann – besonders was die Anlieferung von Inhalten angeht. In der Zusammenarbeit hat sich Vertrauen eingespielt.“

Wie ich mir heute meine Balance schaffe

Es gibt Phasen, in denen ich bewusst auch am Wochenende arbeite – aber ich plane das inzwischen anders:

  • Kreative Hochphasen nutze ich gezielt, um in den Flow zu kommen.
  • Administrative Arbeiten schiebe ich manchmal aufs Wochenende, wenn ich dann einfach ruhiger daran arbeiten kann.
  • Ich achte darauf, dass ich trotzdem Auszeiten habe – nicht nur am Wochenende, sondern auch mal unter der Woche.

Fazit: Ja oder Nein zur Wochenendarbeit?

Die Wahrheit ist: Es gibt keine pauschale Antwort.

  • Manchmal ist es notwendig – aber es sollte nicht zur Gewohnheit werden.
  • Manchmal macht es Spaß – aber es darf nicht aus dem Gefühl heraus geschehen, immer verfügbar sein zu müssen.
  • Und vor allem: Es muss bewusst sein.

Denn am Ende geht es nicht nur darum, was ich leisten kann – sondern auch darum, wie ich langfristig gesund und kreativ bleibe.

Falls du mit mir an einem Projekt arbeiten möchtest – sei es als Kunde oder als kreative*r Sparringspartner*in – freue ich mich, von dir zu hören. Denn am Ende geht es darum, nicht nur gut zu arbeiten, sondern auch gut zusammenzuarbeiten.

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