Kommunikation und Werte: Warum ich diesen Auftrag nicht sofort annahm

„Toll geworden, oder?“ Mit diesen Worten zeigte mir ein Kunde stolz ein Plakat, das das Programm seiner Veranstaltung abbildete – basierend auf meinen Entwürfen. Obwohl er begeistert von der Umsetzung war, hatte ich gemischte Gefühle. Sein Ergebnis entsprach nicht der Qualität, die ich mir vorgestellt hatte. Ich hatte viel Mühe und Herzblut in das ursprüngliche Design gesteckt und hätte den Kunden gerne auch bei der weiteren Umsetzung unterstützt. Warum hatte er mich nicht gefragt? Kosten? Zeitdruck? Oder war ihm einfach nicht bewusst, dass ich hätte helfen können? Damals ließ ich es so stehen – obwohl es mich innerlich störte. In der Situation gab es keine Gelegenheit, dies zur Sprache zu bringen, da der Fokus auf der Veranstaltung lag.

Eine Lektion aus der Vergangenheit

Jahre später, im Jahr 2024, erinnerte ich mich an diese Erfahrung. Diesmal wurde ich von einer Kundin kontaktiert. Wir hatten kürzlich erfolgreich ein Projekt abgeschlossen, das nun im Rahmen ihrer Veranstaltung präsentiert werden sollte. Ich wurde gebeten, ein passendes Plakat zu gestalten. Soweit so gut. In der gleichen Mail wurde ich allerdings zusätzlich gebeten, zwei weitere Plakate im gleichen Designstil der kommenden Veranstaltung zu entwerfen. Das Design dieser Veranstaltung stand bereits, war aber nicht von mir gestaltet. Obwohl ich bereit war, diese Aufgabe zu übernehmen, fragte ich mich, warum nicht die Kollegin, die das ursprüngliche Design erstellt hatte, direkt angesprochen wurde. Es war nicht so, dass ich das Design nicht hätte fortführen können. Ich erinnerte mich allerdings an meine eingangs beschriebene Situation. Damals hatte ich die Situation nicht noch mal angesprochen: Heute weiß ich, dass es nicht nur eine unangenehme Situation war, sondern auch rechtlich nicht einwandfrei ist. Ohne die entsprechenden Nutzungsrechte kann es zu rechtlichen Problemen kommen, wenn ein Design adaptiert wird. Und so wollte ich es besser machen und zumindest ein „Go“ seitens der Kollegin einholen.

Offene Kommunikation als Lösung

Ich entschied mich, meiner Kundin offen meine Gedanken mitzuteilen: „Gerne übernehme ich die Gestaltung der Plakate, aber hat die Kollegin, die dieses Design entworfen hat und damit vertraut ist, vielleicht Zeit dafür? Es würde den Prozess effizienter machen.“ Die Antwort der Kundin war zunächst, dass sie vermutlich keine Zeit hätte. Doch ich bat darum, dies noch einmal zu überprüfen. Tatsächlich war die Kollegin verfügbar und übernahm gerne das Projekt.

Den eigenen Werten treu bleiben

Ja, ich hätte diesen Auftrag einfach umsetzen können, aber es hätte sich nicht richtig für mich angefühlt. Auch wenn diese Entscheidung finanziell nicht die vorteilhafteste war, blieb ich meinen inneren Werten treu. Ich bin überzeugt, dass ich der Designerin, der ich bei der Veranstaltung begegnen werde, selbstbewusst in die Augen schauen kann. Durch mein offenes Gespräch mit dem Kunden konnte ich mögliche Konflikte und rechtliche Probleme vermeiden, bevor sie entstanden.

Fazit: Werte als Rückgrat erfolgreicher Geschäftsbeziehungen

Meine frühe Erfahrung hat mich gelehrt, dass wirkungsvolle Kommunikation und die Wahrung guter Beziehungen das Rückgrat jeder erfolgreichen Geschäftsbeziehung sind. Die Entscheidung, diesen Auftrag nicht sofort anzunehmen, war eine Wahl, die meine Werte widerspiegelt: Ehrlichkeit, Offenheit und Respekt gegenüber der Arbeit anderer.

Geld ist nicht das Wichtigste im Business. Geld ist wie ein Motor, der alles antreibt, aber wichtiger sind mir die Werte, mit denen wir in Geschäftsbeziehungen aufeinandertreffen. Ich bin mir sicher, dass wir auf diese Weise alle von den Ergebnissen profitieren.

Was ist dir wichtig in einer Geschäftsbeziehung? Hast du schon mal Ähnliches erlebt?