Liebesbrief an die Demokratie

14. Feb 2025, Persönliches Einblicke

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Gerade jetzt spüre ich das besonders – aus der Ferne, während ich auf meinen Wahlbrief warte. Da kommt der Valentinstag wie gerufen, um ihr meine Worte zu widmen. Eine Liebeserklärung an das, was uns Freiheit gibt – und was wir nicht als gegeben hinnehmen dürfen.

Liebesbrief an die Demokratie
Liebesbrief an die Demokratie

Warum ein Liebesbrief an die Demokratie?

Ich bin gerade im Ausland. Durch die vorgezogenen Wahlen in diesem Jahr kann ich meine Stimme nicht persönlich abgeben – ich muss per Briefwahl wählen. Mein Wahlbrief ist unterwegs – hoffentlich. Ich weiß nicht, ob er rechtzeitig ankommt, aber ich hoffe es. Denn diese Stimme ist mein Beitrag, mein Versprechen an die Demokratie: dass ich sie nicht als selbstverständlich betrachte.

Aus der Ferne beobachte ich die Demonstrationen nach den Vorfällen im Bundestag im Januar. Wäre ich vor Ort, wäre ich auf der Straße – würde Gesicht zeigen gegen Demokratiefeinde, für Freiheit und Gleichheit.

Heute ist Valentinstag. Ein Tag der Liebe – ein Kontrast zum Hass, der sich in unserer Gesellschaft breitmachen will. Ein guter Anlass, um diesen Brief zu schreiben. Er steht in einer Tradition: Letztes Jahr schrieb ich über mein Business – über die Freiheit, meinen eigenen Weg zu gehen. Doch diese Freiheit gibt es nur, weil es eine Grundlage gibt, die sie schützt: die Demokratie. Sie ist kostbar. Und manchmal fragiler, als wir denken.

Deshalb widme ich ihr heute meine Worte.


Meine liebste Demokratie,

ich warte auf einen Brief. Deinen Brief. Ich hoffe, er kommt rechtzeitig, denn meine Stimme gehört dir. Sie gehört dir, weil ich dich liebe – seit ich denken kann, begleitest du mich.

Du bist nicht perfekt. Manchmal bist du anstrengend, kompliziert, voller Gegensätze. Aber genau das macht dich so besonders. Du gibst Raum für Diskussionen, für Veränderung, für Freiheit. Du lässt mich mitentscheiden, du hörst mir zu, du bist ein Versprechen auf Gleichheit und Frieden.

Und du bist offen. Ich kann dir dabei zusehen, wie du arbeitest – auf der Parlamentsseite kann ich verfolgen, wie diskutiert, entschieden und abgestimmt wird. Keine Hinterzimmer, kein Versteckspiel. Deine Transparenz ist deine Stärke. Und sie begeistert mich immer wieder.

Doch genau hier, in dieser Offenheit, zeigt sich auch eine andere Seite: Ich sehe Menschen, die behaupten, deine Freunde zu sein, die sich auf deine Werte berufen – und die in Wahrheit nur eines wollen: dich schwächen. Ihre Worte klingen harmlos, ihre Wahrheiten oft banal. So banal, dass man unwillkürlich nickt, bis man plötzlich merkt, was sich wirklich dahinter verbirgt. Ignoranz, Hass, Spaltung. Ihr Ziel ist nicht der Austausch, sondern die Störung.

Was, wenn sich das System ändert?

In meinem letzten KI Salon haben wir über Parallelwelten gesprochen. Ich frage mich: In welcher Welt werden wir in Zukunft leben? In einer, in der die Demokratie durch neue Technologien gestärkt wird – in der Transparenz und Wahrheit zählen? Oder in einer, in der Desinformation, Verzerrung und Manipulation uns auseinanderreißen?

Ich sehe, wie du bedroht wirst – von Gleichgültigkeit, von Lügen, von denen, die dich zerstören wollen. Ich sehe, wie manche dich für selbstverständlich halten, so als würdest du ewig bleiben, egal wie man mit dir umgeht.

Aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Liebe muss gepflegt werden. Und so auch du.

Deshalb warte ich hier, in der Ferne, auf meinen Wahlbrief. Ich will meine Stimme erheben, weil ich dich nicht verlieren will. Weil ich weiß, dass du nur dann überlebst, wenn wir für dich kämpfen.

Ich werde dich verteidigen – indem ich Fragen stelle, Diskussionen führe und den Raum für neue Perspektiven öffne.

Ich hoffe, andere tun es auch.

In Liebe und Sorge,
deine Wiebke


Nachgedanke: Demokratie braucht Dialog

„Ich werde die Demokratie verteidigen – indem ich Fragen stelle, Diskussionen führe und den Raum für neue Perspektiven öffne.“

Doch genau das fällt mir manchmal schwer. Besonders im engsten Bekanntenkreis. Es ist nicht leicht, in hitzigen Gesprächen ruhig zu bleiben, Argumente zu finden und Desinformation zu entlarven. Aber Demokratie lebt vom Dialog – selbst wenn er unbequem ist.

Ich habe gerade heute eine Nachricht mit einem wertvollen Hilfsmittel bekommen: „Fakten gegen rechte Mythen“.  Vielleicht ist das ein guter Ausgangspunkt für Gespräche, die wir sonst vermeiden.

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