Sammelkarten gestalten: Wie Print und Digital zusammenfinden

03. Dez 2024, Designerwissen

„Wie kann ich einer gedruckten Karte mehr Tiefe verleihen?“ – Diese spannende Frage habe ich kürzlich im Unterricht aufgegriffen und möchte die daraus entstandenen Ideen hier teilen.

Sammelkarten gestalten: Wie Print und Digital zusammenfinden
Sammelkarten gestalten: Wie Print und Digital zusammenfinden

In meinem aktuellen Onlinekurs für Designanfänger gestalten wir Sammelkarten, die später klassisch gedruckt werden sollen. Wir nutzen die Programme InDesign, Photoshop und Illustrator, um Pixel und Vektoren kennenzulernen und das Zusammenspiel der Programme zu verstehen. Der erste Schritt bestand darin, die Karte in InDesign mit eigenen Text- und Bildinhalten zu füllen. Doch manchmal entstehen aus einfachen Vorgaben unerwartete Ideen:

Bei der ersten Abgabe stach eine Karte heraus: Sie enthielt eine lange, ausgeschriebene URL, beginnend mit „http://“. Das wirkte unästhetisch und störte das Design. Meine erste Reaktion: Warum war sie überhaupt dort? Hatte ich keine klare Vorgabe gemacht? Nur Text und bitte dadrin eine Textantwort, nichts sonst?

Einige Tage später kam ich mit dem Studenten ins Gespräch. Seine Idee: „Ich wollte der Karte eine zusätzliche Tiefe verleihen.“

Sammelkarten: Print mit Digitalem verbinden

Interessante Idee, einer gedruckten Karte Tiefe verleihen zu wollen und sie somit nicht für sich stehen zu lassen. Der Wunsch die analoge mit der digitalen Welt zu verbinden ist relevant. Warum nicht die Möglichkeiten von Print mit der digitalen Welt verbinden? Spontan schlug ich dem Studenten drei Lösungen vor, die das Problem einer langen URL lösen und einen Anreiz bieten, vom gedruckten Medium, das man vor sich liegen hat, zum digitalen Medium zu wechseln:

1. Kurzlinks: Prägnant und designfreundlich

Eine lange URL ist nicht nur schwer zu lesen, sondern auch störend für das Design. Achte auf leicht einzugebene Webadressen. Wenn das nicht möglich ist, nutze Tools wie Bitly oder TinyURL. Sie verkürzen Links auf wenige Zeichen, die sich dezent ins Layout einfügen lassen.

Beispiel:

Statt www.lange-url-mit-zeichen.xyz/projekt, nutze bit.ly/meinprojekt.

Kurzlinks sind eine einfache und schnelle Möglichkeit, Print und Digital zu verbinden, ohne die Ästhetik der Karte zu beeinträchtigen.

2. QR-Codes: funktional und präsent

QR-Codes bieten eine Alternative zur URL. Sie sind direkt scannbar und leiten den Betrachter auf eine Website, ein Video oder interaktive Inhalte. Das macht sie nicht nur praktisch, sondern auch zu einem spannenden konzeptionellen Element. Darüber hinaus bieten QR-Codes folgende Vorteile:

  • Tracking: Es kann nachverfolgt werden, wie Nutzer*innen auf den hinterlegten Link kommen – ideal für Analysen.
  • Flexibilität: QR-Codes bleiben anpassbar, da die verlinkte URL auch nach dem Druck geändert werden kann.

Tipps für die Gestaltung:

  • Mindestgröße beachten:
    QR-Codes sollten mindestens 2x2 cm groß sein, um gut für die Gerätekamera lesbar zu bleiben.
  • Farbliche Anpassung:
    Passe die Farben des QR-Codes an dein Design an, aber achte auf ausreichenden Kontrast.
  • Logo-Integration:
    Ein QR-Code kann mit einem Logo oder Bild ergänzt werden, um sich harmonisch ins Design einzufügen. 

Herausforderungen

  • Platzbedarf: QR-Codes nehmen Platz auf der Karte ein. Dieser muss im Design berücksichtigt werden.
  • Integration ins Layout: Sie müssen so eingebunden werden, dass sie das Gesamtbild nicht stören, sondern harmonisch wirken.

QR-Codes sind perfekt, um Inhalte flexibel zu verlinken und gleichzeitig die Vorteile von Print und Digital zu verbinden. Mit durchdachter Gestaltung können sie die Funktionalität und Ästhetik eines Printprodukts bereichern.

3. Augmented Reality: Sammelkarten werden lebendig

Für das nächste Level bietet sich Augmented Reality (AR) an. Mit Tools wie Artivive können gedruckte Karten mit digitalen Animationen, Videos oder interaktiven Inhalten ergänzt werden. Der Betrachter braucht dafür ein Smartphone mit der entsprechenden App, um die Karte „zum Leben zu erwecken“.

Beispiele:

  • Ein Video, das über der Sammelkarte abgespielt wird.
  • Eine 3D-Animation, die aus der Karte hervorgehoben wird.

AR eröffnet neue Dimensionen, die Print und Digital nahtlos miteinander verbinden. Allerdings muss auch dies kommuniziert werden – auf der Karte oder auf begleitenden Medien, da sich der Mehrwert sonst nicht erschließt.

Neue Ideen durch Dialog

Dieses Gespräch zeigte mir, wie viel Potenzial in der von mir gestellten Aufgabe steckt. Und was für interessante Ideen entstehen können, wenn eine Aufgabe nicht nur als gegeben hingenommen wird, sondern als Ausgangspunkt für eigene kreative Ansätze genutzt wird. Für mich als Designerin sind solche Momente inspirierend: Manchmal genügt ein spontanes Gespräch, um Ideen ins Rollen zu bringen. Ich mag es hier zu unterstützen: die Idee die dahinter steht zu erkennen und dann dabei zu helfen umsetzbare Lösungen zu finden.

Eine Vision für die Zukunft

Für unseren Kurs bleibt die Idee der Augmented Reality zunächst eine Vision. Doch die Verbindung von Print und Digital hat so viel Potenzial, dass ich gespannt bin, ob dieser Student oder vielleicht andere diesen Ansatz in zukünftigen Projekten weiterdenken. Wenn nicht bei dieser Aufgabe, dann vielleicht bei einer anderen Gelegenheit.

Karten, die nicht nur gedruckt, sondern auch erlebt werden, schaffen eine völlig neue Dimension. Sie machen Inhalte greifbar, sprechen mehrere Sinne an und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Solche Ansätze zeigen, wie Design spannende Verbindungen zwischen analogen und digitalen Medien schaffen kann.

Wie siehst du das?

Hast du schon einmal Print und Digital kombiniert? Wie sah das aus? Welche kreativen Ansätze fallen dir ein, um klassischen Print innovativ weiterzudenken? Ich freue mich über deine Gedanken und Ideen!

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