03. Feb 2025, KI im Design
Warum ich plötzlich nur noch Politik in meinem Feed sehe
Vor Kurzem verfolgte ich eine relevante Debatte im Deutschen Bundestag. Eine der Politikerinnen faszinierte mich besonders mit ihrer Rede, also folgte ich ihrem Account auf Instagram. Schnell stellte ich fest, dass mein Feed sich veränderte: Plötzlich wurden mir immer mehr politische Inhalte vorgeschlagen. Parteien, Aktivistinnen, Debattenclips – als hätte Instagram entschieden, dass Politik jetzt mein einziges Interesse sei.
Doch warum passiert das? Ist das Zufall? Oder steckt ein System dahinter? Die Antwort liegt in den Algorithmen. Diese bestimmen, was wir in sozialen Netzwerken zu sehen bekommen. Und das hat weitreichende Konsequenzen – für unsere Meinungsbildung und unser digitales Leben.
Ein Algorithmus ist eine Schritt-für-Schritt-Anweisung zur Lösung eines Problems. Diese Anleitung kann komplex oder einfach sein. Er kann sowohl digital als auch analog sein. Ein klassisches Beispiel für einen analogen Algorithmus ist ein Kochrezept – es gibt eine festgelegte Reihenfolge von Schritten vor, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen.
In sozialen Netzwerken entscheidet der Algorithmus, welche Inhalte für uns „relevant“ sind. Das Ziel: Uns möglichst lange auf der Plattform zu halten.
So entsteht eine personalisierte digitale Welt, die sich je nach unseren Entscheidungen verändert – manchmal subtil, manchmal drastisch.
Algorithmen sind nicht neutral. Sie beeinflussen, was wir sehen – und was wir nicht sehen. Das kann in verschiedenen Bereichen spürbare Folgen haben:
Je mehr Likes und Shares ein Beitrag bekommt, desto öfter wird er ausgespielt. Algorithmen verstärken Trends und machen sie noch größer – oft unabhängig von Qualität oder Relevanz.
Problem: Algorithmen bewerten Inhalte nach Engagement, nicht nach Qualität. Kleine Anbieter bleiben unsichtbar, wenn sie nicht viral gehen.
Wenn der Algorithmus entscheidet, dass etwas nicht „relevant“ ist, wird es kaum noch angezeigt.
Folge: Der digitale Raum wird von wenigen dominanten Stimmen geprägt – während andere wertvolle Inhalte untergehen.
Viele verwechseln Algorithmen mit Künstlicher Intelligenz (KI). Doch es gibt wichtige Unterschiede:
Algorithmus | Künstliche Intelligenz |
---|---|
Befolgt feste Regeln, die vorher programmiert wurden. | Kann selbst Muster erkennen und daraus lernen. |
Entwickelt sich nur durch neue Vorgaben weiter. | Entwickelt sich durch Erfahrung und Daten selbst weiter. |
Beispiel: Instagram zeigt Inhalte basierend auf Likes und Verweildauer. | Beispiel: KI kann neue Inhalte generieren oder eigene Entscheidungen treffen. |
Instagram nutzt Algorithmen, aber keine „echte“ Künstliche Intelligenz. Dein Feed wird nicht kreativ neu zusammengestellt, sondern folgt festen Rechenmodellen.
Jeder Mensch erlebt das Internet anders. Algorithmen formen unsere digitale Welt individuell für uns.
Beispiele für algorithmische Parallelwelten:
Das Problem: Diese Parallelwelten sind für uns unsichtbar. Wir nehmen sie als objektive Realität wahr, obwohl sie algorithmisch konstruiert sind.
Algorithmen bestimmen, welche Inhalte uns täglich begegnen. Sie sind nützlich, können aber auch zu Filterblasen, Unsichtbarkeit und einseitiger Berichtserstattung führen.
Wer den Algorithmus versteht, kann sich freier im digitalen Raum bewegen.
Das Thema Parallelwelten steht im Mittelpunkt des kommenden KI Salons an der Muthesius Kunsthochschule am 12. Februar 2025. Es erwarten uns Einblicke in das Seminar „Propaganda and Persuasion in Post-Truth Reality“ des Gastprofessors Gintaras Aleknonis. Dieses Thema ist angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen von besonderer Relevanz und wirft Fragen nach der Wahrheit und Meinungsbildung in unserer digitalen Welt auf.
Martin Fischbock wird einen Einblick in die Erstellung von Deep Fakes im Bereich Foto und Video geben. Er wird seine eigenen Olaf-Scholz-Adaptionen als Beispiele verwenden und einen Blick hinter die Kulissen dieser Technologie gewähren.
In der Fischbowl-Diskussion wird sich u.a. Vladimir Alexeev beteiligen. Sei am 12.2. ab 18 Uhr gerne live im Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule dabei. Wir arbeiten derzeit an einer Möglichkeit zukünftige Salone auch digital anbieten zu können, um auch überregionale Teilnehmer bei unseren Diskussionen begrüßen zu dürfen.
Im Zuge meiner Recherche zu diesem Beitrag bin ich auf die Organisation AlgorithmWatch gestoßen. Sie untersucht, wie Algorithmen unsere digitale Welt beeinflussen – von Social Media über politische Meinungsbildung bis hin zu automatisierten Entscheidungsprozessen. Ich habe ihren Newsletter aboniert, um ihre Arbeit weiter zu verfolgen.
Mehr Informationen: algorithmwatch.org
Für das Beitragsbild bat ich Dall-E einen Vorschlag zu machen.
Der Prompt: Two people sitting side by side, each holding a smartphone. One person's screen displays only political news, while the other's screen shows only entertainment content like cat videos and memes. The background is a digital, abstract representation of an algorithm sorting information, symbolizing filter bubbles and parallel digital realities. The scene is modern and minimalistic, with a slight cyberpunk aesthetic.
Ich habe heute zum ersten Mal die Option gefunden, dass ich das Bild in Detail bearbeiten kann. Da mir missfällt, dass der Frau der „Cat Content“ und „Entertainment“ angezeigt wird, markierte ich die Personen, um sie zu tauschen. Leider ohne Erfolg. Stattdessen noch mehr Stereotype:
Was mir jedoch grundsätzlich beim ersten Bild gefällt ist die Idee und der Bildaufbau, den mir die KI hier vorschlägt.